Elberfeld-Mitte Mehrfamilienhaus 2004 ACMS Architekten

Studentenwohnheim 'Burse'

Erläuterung der Architekten:

Neue Burse - 2. Bauabschnitt - Prototyp für eine neue Passivhaus- Generation. In den letzten Jahren hat das Bauen im Bestand immer mehr an Bedeutung gewonnen. Stetig wächst der Anteil an Baumaßnahmen in diesem Bereich. Aus diesem Grund ist es unumgänglich, dass die Erkenntnisse des energie- und ressourcenschonenden Bauens auch für Umbaumaßnahmen konsequent zur Anwendung kommen.

Mit dem Umbau des Studentenwohnheims Burse 2.BA konnte aufgezeigt werden, dass die Realisierung dieses Ansatzes möglich ist. Der Totalabriss der bereits totgesagten Wohnanlage konnte verhindert werden, der Verbrauch von Ressourcen in der Bauphase und während der Nutzung radikal reduziert werden.

Der wirtschaftliche Betrieb dieses Pilotprojektes wird in der gerade eingeleiteten Forschungsstudie über 2 Jahre im Fachbereich Architektur der Bergische Universität Wuppertal gemessen und publiziert.

Ein besonderer Schwerpunkt wird auf die Maßnahmen zur Energieeinsparung gelegt. Hier stellt das Bauvorhaben ein absolutes Novum dar. Mit der Sanierung der Anlage zu einem „Passivhaus" wird erstmalig in einem Umbau dieser Größenordnung bewiesen, dass dieser Standard schon lange nicht mehr ein Hobby exentrischer „Öko-Freaks", sondern einen realisierbaren Status für den Wohnungsbau darstellt. Nicht ohne Grund wurde auf der 6. Passivhaus-Tagung in Basel ein eigener Themenblock „Sanierung im Passivhaus- Standard" eingeführt, in dem auch dieses Bauvorhaben als Pilotprojekt vorgestellt wurde.

Mit dem Umbau dieser Wohnanlage zu einem „Passivhaus" konnte der Heizwärmebedarf auf 10 % des Bestandsbedarfs reduziert werden. Die Einsparungen bzgl. des CO²-Ausstosses liegen bei einer Größenordnung, die für die Beheizung von 150 Einfamilienhäuser notwendig wird.

Für die Realisierung des Umbaus mit Passivhaus-Standard waren 3 Maßnahmen notwendig:

Zonierung
Die thermische Auslagerung der Nebenräume und Verkehrswege, die bei Gebäuden einer solchen Größenordnung einen erheblichen Anteil des Rauminhaltes ausmachen, war Grundvoraussetzung für die Realisierung des Passivhaus-Standards.

Gebäudedämmung
Der „warme Teil" des Gebäudes wird konsequent wärmebrückenfrei „eingepackt". Die Reduzierung des Konstruktionsanteils in der Fassade auf bis zu 6 %, war neben der Erhöhung der Dämmschicht auf 28 cm maßgebend für die sehr hohen Dämmeigenschaften dieser Fassade.

Raumlüftung mit Wärmerückgewinnung
Mit der Erhöhung der Luftdichtigkeit moderner Gebäude wird die Herstellung der Lufthygiene ein entscheidendes Planungsthema. Auf diesem Hintergrund wurde durch den Bauherrn für den 2. Bauabschnitt der Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung festgelegt. Diese stellt über den zentral gesteuerten Luftaustausch unabhängig vom Studentenverhalten eine definierte Lufthygiene sicher und beheizt die Raumluft. Selbstverständlich funktioniert diese Anlage unabhängig von der Öffnung der Fenster, die in jedem Raum möglich ist.

Dass solche Gebäude nicht nur technische Funktionsapparate sind, sondern ihnen ebenfalls eine Seele eingepflanzt werden kann, Raumqualitäten und Erlebniswelten entstehen, sollte für ein von Architekten geschaffenes Werk selbstverständlich sein. Die so erzeugte Lebenslust der Nutzer ist ein entscheidener Faktor für die Nachhaltigkeit von Gebäuden.
Wir hoffen, dass wir in diesem Sinn einen wesentlichen Beitrag leisten konnten.

acms Architekten

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