Die insgesamt rund 14.000 Bände umfassende Bibliothek von Johannes Rau wird in einem Ensemble aus Neubau, Gästehaus und Fachbibliothek der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zugleich dient der neu errichtete Bibliotheksraum im Sinne des verstorbenen Namensgebers als Forum für die Begegnung von Wissenschaft, Bürgerinnen und Bürgern. Die räumliche Qualität, die Proportionen und die ausgewählte Materialität erzeugen einen angemessenen repräsentativen Rahmen für Veranstaltungen, Symposien am runden Tisch und Lesungen.
Kern der Bibliothek ist ein Raum, der an drei Seiten von rechteckigen, apsidialen Anbauten umgeben ist. Diese, aus der Außenwandfläche hervortretenden, nischenartigen Bauelemente, beherbergen die 5.000 wichtigsten und wertvollsten Bücher aus der Sammlung von Johannes Rau. Monolithische Wände aus sichtbarem, vom Steinmetz bearbeiteten Beton überspannen diese Elemente und bilden das Tragwerk. Die Anbauten bestehen aus reinen Holzkonstruktionen, die auf der Innenseite die Bücherregale aufnehmen und untereinander über den durchgehenden Parkettboden des Raums verbunden sind. Verkleidungen aus senkrechten, in der Ebene versetzten Holzlamellen auf der Außenseite verweisen auf ihren Inhalt. Am Übergang zwischen den Sichtbetonwänden und den Holzelementen sind an drei Seiten Fenster angeordnet, die Sichtbezüge zum Vorplatz bzw. zum Steingarten herstellen. Drei Dachoberlichter in der Raummitte sorgen zusätzlich für eine natürliche Belichtung des Raumes.
Ein geschlossener Gang verbindet die beiden vorhandenen Gebäude (Gästehaus und Fachbibliothek) miteinander. An diesen Gang ist das neue Gebäude angebunden und entwickelt sich in Richtung der Erschließungsseite an der Rainer-Gruenter-Straße. Die Johannes Rau–Bibliothek ist somit im Straßenraum und für ankommende Besucher präsent. Zwischen dem Gästehaus, dem Verbindungsgang und dem Neubau entsteht ein Vorplatz, der sich einladend zur Straße öffnet. Hier liegt der neue Haupteingang des Johannes Rau–Zentrums.
Die neue Bibliothek wird an zwei Seiten von einem Steingarten umgeben. Dieser ist von einer Hecke eingefasst, mit einem hellen Kiesbelag versehen und bietet Raum für die Pflanzung von gruppenweise angeordneten Bäumen und für die Aufstellung von Skulpturen.
Der Haupteingang führt in ein Foyer mit Empfangsbereich, der auch Schließfächer für die Garderobe beherbergt. Dieser Bereich öffnet sich mit einer großflächigen Verglasung zum Vorplatz und dient als Anlaufstelle und Verteiler für das gesamte Ensemble.
Die Proportionen des Hauptraumes mit ca. 9 x 13 m und einer Höhe von 4,80 m lassen eine flexible Nutzung für verschiedenste Veranstaltungen der Bergischen Universität Wuppertal und darüber hinaus zu. Ein Stuhl- und Tischlager dient der Bibliothek für die entsprechende Vorhaltung des Mobiliars.
Das Gebäude besticht durch seine Präzision und Reduktion. Gleichzeitig zeigt es vorbildlich wie Bestandsstrukturen selbstverständlich ergänzt und durch einen neuen Baustein zu einem Gesamtensemble werden.
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