Der Wupperpark ist der letzte Baustein des Projekts Umgestaltung Döppersberg, einer umfassenden Neuordnung des innerstädtischen Bereichs zwischen Bahnhof und Fußgängerzone. Die Fläche ist fast vollständig mit dem Tiefbunker Brausenwerth unterbaut. Im umgebauten Bunker wird im Herbst 2023 ein Club den Betrieb aufnehmen.
2018 wurde der Wettbewerb zur Gestaltung des Wupperparks mit den beiden Gebäuden Infopavillon und Café Cosa durchgeführt.
arntz erke architekten erhielten gemeinsam mit scape Landschaftsarchitekten den Auftrag zur Umsetzung. Im Sommer 2022 wurde das Projekt abgeschlossen und an die Stadt Wuppertal übergeben.
Nutzung
Der Infopavillon ist seit seiner Fertigstellung der neue Standort von Wuppertal-Marketing. Eine zweite Nutzungseinheit an der Nordseite ist als Gastronomiefläche angelegt. Die Dachterrasse ist sowohl an die Gastronomiefläche als auch an den Tiefbunker angebunden und kann wahlweise von beiden genutzt werden.
Das Café Cosa ist eine Anlaufstelle für drogengebrauchende und obdachlose Menschen. Den Besuchern wird ein geschützter Aufenthalt ermöglicht und es werden Hilfestellungen aller Art angeboten.
Stadträumliche Umsetzung
Die Anordnung der Gebäude, die Form und Ausrichtung der Fassaden, des Bunkereingangs und der Grünflächen im Park formen vielfältige Blick- und Wegebeziehungen. Gestalterische Dichte und Übersichtlichkeit schaffen eine entspannte Raumqualität für unterschiedlichste Nutzergruppen.
Gebäudegestaltung
Die Gebäude sind als leichte, einfache Räume mit lichtdurchlässiger Hülle und flach geneigter begrünter Dachscheibe konzipiert. Über die offene und lebendige Raumwirkung im unmittelbaren Umfeld hinaus lässt die klassische Pavillontypologie Bezüge im Weiteren städtischen Umfeld anklingen. Mit differenzierten Ein- und Durchblicken wirken die stadträumlichen Gestaltungsmotive im Gebäudeinneren fort.
Die Konstruktion und die Materialwahl sind konsequent reduziert und modular. Industrielle Materialien bilden einen reizvollen Kontrast zur differenzierten Formgebung der Gebäude. Die tragende Struktur ist größtenteils unabhängig von den Fassaden und der inneren Raumteilung.
Die Oberflächen der tragenden Betonkonstruktion bleiben unbehandelt, sämtliche Fassadenkonstruktionen und Kantteile unbeschichtet. Die Fassadenkonstruktion greift auf industrielle Standardbauweisen zurück und im Inneren wird weitestmöglich auf Verkleidungen verzichtet. Funktionale Anforderungen des Bauvorhabens wie geringe Baukosten, Flexibilität für unterschiedliche, möglicherweise wechselnde Nutzungen und Vandalismusresistenz konnten so effektiv erfüllt werden.
Die Jury sieht in der Rückeroberung des Stadtraums durch einen hybriden Platz ein enormes Potenzial – nicht nur mit Blick auf die Attraktivitätssteigerung eines innerstädtischen Bahnhofsumfeldes, sondern auch mit Blick auf Klimagerechtigkeit im stark verdichteten Innenstadtbereich.
Wo einst ein Busbahnhof den Raum dominierte und kaum Luft zu Aufenthalt und Atmen ließ, konnte in konsequenter Anlehnung an den ursprünglichen, natürlichen Flusslauf der Wupper ein Gegenpol zur pulsierenden Innenstadt geschaffen werden: ruhig und grün. Insbesondere der hybride Charakter, den der Platz einnimmt, der neben freiräumlichen Aufenthaltsqualitäten auch noch zwei üppig begrünte Pavillons beherbergt, überzeugt die Jury.
Darüber hinaus ist bei diesem Bauvorhaben nicht nur die architektonische Qualität und der Mehrwert für klimatische Belange hervorzuheben, sondern auch, dass ein besonderes Augenmerk auf die Bedürfnisse marginalisierter Gruppen – in diesem Fall drogengebrauchende oder obdachlose Menschen, die in einem der Pavillons Zuflucht und Beratung finden – gelegt wird. Gruppen, die oftmals aus der Innenstadt „ferngehalten“ werden sollen, werden hier bewusst integriert und in die räumliche Planung dieses eigenständigen, landschaftlichen Signets mit einbezogen.
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