Barmen Quartiere 1850 - 1900 verschiedene

Sedansberg

Der Sedansberg stellt sich heute als ein überwiegend zu Wohnzwecken genutztes Gebiet dar. Hohe Bebauung an geschlossenen Straßenzügen und kleine Häuser in großen Gärten künden allerdings von einer wechselvollen Geschichte der Planung und Bebauung. Da seit Mitte des 19. Jahrhunderts Baugrund im Tal immer seltener und teurer wurde, und die Bevölkerungsgröße stetig zunahm, wuchs die Notwendigkeit, die stadtnahen, als Gartenland genutzten Bergrücken für die Bebauung zu erschließen. Pionierin bei der Bebauung vieler Höhenzüge (z. B. Rott, Hesselnberg) war die Barmer Baugesellschaft für Arbeiterwohnungen (BBA), die seit 1872 auf dem Sedansberg (damals noch Wichelhausberg genannt) baute. Voraussetzung für eine Wohnbebauung größeren Umfangs war jedoch die Errichtung des Wasserwerkes Volmarstein (1881-1883) und des Druckturmsystems, durch das die Versorgung der Haushalte auf den Bergen erst möglich wurde. Zwischen 1890 und 1914 wurde lebhaft gebaut. Privatleute errichteten hochgeschossige Miethäuser mit fantasievollen oder normierten Stuckornamenten. Allerdings behielten die Hauptverkehrszüge Klingelholl, Leimbacher Straße und Sedanstraße bis nach 1918 ein lückenhaftes, wenig ansprechendes Erscheinungsbild. Eine in sich abgerundete, durchgrünte Konzeption wies nur die Siedlung Nordpark der Allgemeinen Baugesellschaft auf.

Angesichts der Wohnungsnot nach dem 1. Weltkrieg erwählte Barmens Stadtbaurat Heinrich Köhler den Sedansberg zum Zentrum der Siedlungsbautätigkeit, ließen sich hier doch etliche Standortvorteile vereinen. Das zentrumsnahe Gelände war bereits teilweisen in städtischem besitz, es lag transportkostengünstig zum Güterbahnhof und zur Steinfabrik der Müllverbrennungsanlage (heute WSW-Fuhrpark). Hier konnte die Stadt Barmen bis 1928 ca. 1300 Arbeiterwohnungen fertig stellen, die überwiegend nach einem Grundrisstyp errichtet wurden. Die BBA war von der Inflation 1922/23 so stark betroffen, dass sie Grundstücke an die Stadt verkaufte, um für ihre anderen Baugebiete Kapital zu erhalten. So wurde die Neubautätigkeit der 1920er Jahre auf dem Sedansberg nahezu ausschließlich von der Stadt bestritten. Nach dem Bau der reich durchgrünten Siedlung Sedansberg verfolgte man seit 1923 das Ziel, Kosten sparend an bereits erschlossenen Straßen zu bauen. Mit gezielten Grundstückskäufen erstrebte man, das Straßenbild der Sedanstraße baulich zu schließen. Mit Kirche, Gemeindehäusern, Kindergarten, Schulen und Läden bezog die städtische Planung auch Wohnfolgeeinrichtungen ein. Um 1929 war die Neubautätigkeit auf dem Sedansberg weitgehend abgeschlossen; sieht man von den erheblichen Wiederaufbaumaßnahmen nach Kriegszerstörungen gerade in der Siedlung Sedansberg ab, wurden nurmehr Einzelobjekte gebaut. ch

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